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Wirtschaftsraum

In der Vergangenheit hat es der ländliche Raum – und zu diesem gehört auch der Landkreis Tuttlingen - nicht leicht gehabt, sich gegen die wirtschaftlichen Ballungsgebiete zu behaupten. Im Gegensatz zu anderen ländlich strukturierten Gebieten hat die Industrialisierung im Kreis Tuttlingen jedoch relativ früh eingesetzt und ein außergewöhnliches Niveau erreicht. Mit eine Ursache für diesen bemerkenswerten Aufschwung sind die Menschen, die hier leben. Fleiß, Ideenreichtum und Sparsamkeit prägen den Charakter und die Lebenseinstellung der Menschen dieser Region. Noch in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war der heutige Landkreis Tuttlingen bettelarmes Gebiet. Aber Not macht erfinderisch. Mutige Arbeitgeber und fleißige Arbeitnehmer haben aus dieser kargen Gegend eine blühende Industrielandschaft gemacht.

Heute ist der Landkreis Tuttlingen ein wirtschaftlich gut fundierter, steuerstarker Landkreis. Stadt und Landkreis Tuttlingen gelten in der Welt als das Zentrum für die Herstellung chirurgischer Instrumente. Weit über 200 Firmen, an der Spitze die Aesculap-Werke AG in Tuttlingen, die medizintechnische Produkte herstellen oder vertreiben, sind im Landkreis Tuttlingen zu finden, darunter weitere renommierte Firmen wie Karl Storz, Gebrüder Martin, Karl Leibinger oder Berchthold Medizintechnik.

Betriebe mit einem hohen Bekanntheitsgrad im In- und Ausland sind auch die Schalterfirma Marquardt in Rietheim-Weilheim, die Werkzeugmaschinenunternehmen Chiron in Tuttlingen und Berthold Hermle in Gosheim, die Klavierfabrik Sauter in Spaichingen, der traditionsreiche Harmonikahersteller Hohner in Trossingen und der Zählerproduzent Hengstler in Aldingen. Das Hammerwerk in Fridingen produziert Schmiedeteile, die Metallwarenfabrik Anton Häring in Bubsheim Präzisionsdrehteile und Franz Hermle & Sohn in Gosheim Heim- und Großuhren. Für die ehemals starke Schuhindustrie steht die Kurt Rieker GmbH, die die größte der heute noch produzierenden Schuhfabriken ist. Eine gesunde Mischung größerer, mittlerer und kleinerer Betriebe geben der Wirtschaft im Landkreis ihr Profil. Die mittelständischen Unternehmen sind der Motor unserer Region. In der Produktentwicklung und in der Anwendung neuer Technologien sind diese Betriebe beispielhaft.

Zusammen mit den kleineren Unternehmen sorgen sie für eine ausgesprochen positive Beschäftigungsbilanz und sind auf Grund ihrer ausgewogenen Struktur gegen starke konjunkturelle Schwankungen gerüstet. Eine Vielzahl von flexiblen Kleinbetrieben in den Bereichen Chirurgiemechanik, Medizintechnik, Metallverarbeitung und Elektrotechnik sorgen mit hohen Exportquoten für eine pulsierende Wirtschaft im Landkreis Tuttlingen. Nicht umsonst hat der Industrielandkreis Tuttlingen die größte Industriedichte in Baden-Württemberg nach der Region Stuttgart.

Die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis Tuttlingen hat in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Trotzdem gibt die Land- und Forstwirtschaft heute immernoch zahlreichen Bauern einen sicheren Verdienst und den Nebenerwerbslandwirten ein zusätzliches Einkommen.



Der Wandel von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- und Kommunikationsgesellschaft macht auch vor dem Landkreis Tuttlingen nicht Halt. Und gerade hier findet dieser Wandel fruchtbaren Boden, denn die Medizintechik ist das Paradebeispiel für einen Wirtschaftszweig, der in globale Wirtschaftsprozesse eingebunden ist. Zusammen mit unserer industriellen Entwicklung ist so die Notwendigkeit in den Unternehmen und die Erkenntnis bei den Unternehmern gewachsen, den Dienstleistungsbereich verstärkt und nachhaltig auszubauen. Dadurch hat im Bereich der industriellen Serviceleistungen ein bemerkenswerter Wachstumsprozess eingesetzt, von dem aber auch die privaten Dienstleister, wie zum Beispiel Handel, Banken oder technische Büros und die öffentlichen Einrichtungen, wie beispielsweise Schulen oder Krankenhäuser profitiert haben. Der Zuwachs an Dienstleistungsbetrieben lag in den vergangenen Jahren stetig über dem Landesdurchschnitt und so konnte der Landkreis Tuttlingen den für den ländlichen Raum typischen Nachholbedarf an Dienstleistungs-Infratruktur erheblich abbauen. Neue Informationstechnologien, vor allem das Internet, lassen den uneinholbar erscheinenden Vorsprung der Ballungsgebiete weiter schwinden.